Auf einer Tagung zu Beginn meiner Rentenzeit begegnete ich Professor Hörnicke, dessen wertvolle Impulse mir unvergessen sind. Er war Professor der Biologie an der Universität Stuttgart gewesen und hatte sich mit 51 Jahren für Christus entschieden. Nun brannte er für Jesus.
Sein Anliegen war, dass Senioren ihren Ruhestand aktiv gestalten und der Versuchung zu widerstehen:
To whine = jammern
To recline = sich zurücklehnen
To decline = nachlassen
Unser Auftrag von Gott sei: to shine = zu leuchten.
Es sei wichtig, Frieden mit der eigenen Lebensgeschichte zu schließen. Ein Prozess, der vielleicht Seelsorge, inneres Heilwerden, Versöhnung in Beziehungen einschließt. Wer Neues beginnen will, muss
das Alte loslassen, meinte der Professor. Dazu gehört auch, sich von alten Lebensmustern in Bezug auf Erwartungen, falsche Ziele, Stress und Hektik zu verabschieden.
Für mich war es eine Bestätigung: Glaubenswachstum und Heiligung kennen keinen Ruhestand. Gerade das Alter stellt uns vor viele geistliche Herausforderungen. Vielleicht ist geistlich gesehen der letzte Anstieg der schwerste. Aber wenn wir rasten, rosten wir. Ein alter Mensch hat nicht nur Gaben, sondern auch wertvolle Erfahrungen im Umgang mit schweren Lebenswegen, die er einbringen kann. Und so musste auch ich die Frage für mich beantworten: Welche Berufung hat Gott für mich nach meiner Berufstätigkeit bereit?
Hingehen und Frucht bringen
Meine ersten Schritte im Dienst für Jesus liegen sehr weit zurück. Alles begann mit Willy Rapp, der zu jener Zeit vollzeitlicher Jugendprediger der Brüdergemeinden war. Auf einer seiner Freizeiten kam ich mit einer jungen Teilnehmerin ins Gespräch und durfte sie zu Jesus führen. Später bat mich Willy Rapp, ein mehrwöchiges Seminar für Kinder- und Jungscharbeit der Baptisten in Hamburg zu besuchen. Hier lernte ich sehr viel Wertvolles kennen, auch wenn es noch einige Jahre dauern sollte, bis ich es als vollzeitliche Mitarbeiterin für die Arbeit mit Kinder würde einsetzen können.
Nach einigen Jahren im Büro von Missionswerken, führte mich mein Weg dann nach Dillenburg. Die Christliche Verlagsgesellschaft und die Barmer Zeltmission suchten nämlich eine Mitarbeiterin, die missionarische Kinderwochen in ihren Zelten und Gemeinden durchführt. Ebenso sollte es meine Aufgabe sein, die Emmaus Fernbibelkurse in Deutschland weiter auszubauen.
Da ich schon bei Großevangelisationen mit Kinderwochen begonnen hatte, traf ich unter Gebet und nach reiflicher Überlegung die Entscheidung, mit Gottes Hilfe diese Arbeit anzunehmen - und zwar
gegründet auf seine Zusage:
Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen,
er euch gebe, Joh. 15,16.
Es folgten viele Jahre Kinderwochen in Zelten und Gemeinden, ebenso Seminare für Kinder-Mitarbeiter. Hinzu kam die Schriftleitung für den „Freund der Kinder“, die Erstellung der Kinder-Mal-Bibel und
die Herausgabe der vier Bände „Mit Vorschulkinder die Bibel entdecken“.
Etliche Jahre vor dem Ende meiner Berufstätigkeit öffnete sich für mich die Tür für die missionarische Frauenfrühstücksarbeit in den Gemeinden. Eine Herzensangelegenheit war mir auch, eine eigene Erfahrung einzubringen und pflegende Angehörige durch Seminare zu unterstützen.
Für Jesus weiter unterwegs sein
Es ist immer spannend, wenn neue Lebensabschnitte auf uns zukommen. Aber wenn wir offen sind für Gottes Auftrag, wird er uns führen. Ich durfte erfahren, dass der Herr mich auch nach der Rente in
einer Art „abgespecktem“ Reisedienst weiter gebrauchen wollte. Ich bekam Einladungen, um als Referentin Menschen die Liebe Jesu weiterzugeben. Darüber hinaus engagierte ich mich bei „Senioren für
Christus“.
Wie auch immer unsere persönliche Berufung, unsere Möglichkeiten finanziell und gesundheitlich sein mögen, Gott hat für jeden von uns im Ruhestand eine Berufung to shine = zu leuchten. Ich möchte dazu herzlich ermutigen.
Margitta Paul